Das Labyrinth

„IRGENDWIE IST DAS AUCH ,MEIN’ KLOSTER“

Steinmetz Maik Hosemann erzählt.
In den letzten sechs Jahren ist am Kloster Frenswegen  viel restauriert, gebaut und neu gestaltet worden. Immer mit dabei war der Steinmetz Maik Hosemann, zunächst imMaik Auftrage des Nordhorner Natursteinwerks Monser und zuletzt bei der Gestaltung des Ostgartens für die Firma Gerrit Brüna, ebenfalls Nordhorn.
Bei dem Seminar mit Gernot Candolini, dem Künstler des Labyrinths gab es für die etwa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein amüsantes und schönes Erlebnis: Der Tiroler Candolini, europa- und vielleicht sogar weltweit der wichtigste Labyrinth – Planer, forderte jemanden heraus, der mit ihm einen Wettlauf durch das gesamte Labyrinth starten sollte.

Es meldete sich Maik Hosemann aus Nordhorn, 18 Jahre jünger als der Labyrinth-Fachmann aus Innsbruck. Der Kontrahent aus Nordhorn gewann denkbar knapp.
Doch Maik Hosemann war nicht irgendwer: Es war ein Wettlauf zwischen dem Erfinder und Planer des Labyrinths und dem Handwerker, der die Pläne umsetzte.WettlaufAls Mitarbeiter des Nordhorner Gartengestaltungsbetriebes Gerrit Brüna hatten Steinmetz Maik Hosemann und sein Kollege Christian Hans, Fachgärtner für Landschaftsbau, das Labyrinth im  Ostgarten des Klosters nach den Entwürfen Candolinis geschaffen und zu dem erlebbaren Kunstwerk vollendet.
So war es nahe liegend, den Handwerker um ein Gespräch für diesen Bericht im Klosterbrief zu bitten. Gern stellte sich Maik Hosemann in seiner Freizeit dafür zur Verfügung.
„Als ich von meinem Chef Gerrit Brüna den Auftrag zur Erstellung des Labyrinths erhielt, war ich sofort ‚Feuer und Flamme’ und auch ein wenig stolz, dass ich das machen durfte, zumal ich sehr gern mit Sandstein aus den Steinbrüchen von Bad Bentheim/Gildehaus arbeite“, so Hosemann gleich zu Beginn des Gesprächs.
Bevor die Arbeiten beginnen konnten, musste der Unterboden für die gesamte Fläche des Labyrinthes gesäubert, geebnet und geschottert werden. Parallel dazu liefen bei der Firma Monser, Hosemanns früherem Arbeitgeber, andere Vorarbeiten auf Hochtouren: Die Candolini-Pläne wurden vergrößert. Für die Steinplatten wurden Schablonen gefertigt und durchnummeriert. Die Schablonen wurden auf Bentheimer Sandsteine gelegt und dann Steinplatte für Steinplatte maßgerecht zugeschnitten.

Bau 1 Bau2 Bau3Auf dem Gelände im Ostgarten des Klosters musste jeder Steinplattenring des Labyrinths von der Mitte her (dem Standort des Brunnens) genau berechnet und eingemessen werden. „Bei dieser Vorarbeit war das fachliche Können meines Kollegen, des Landschaftsgärtners Christian Hans, gefragt“, so der Steinmetz. Die sorgfältige waagerechte Vorbereitung der Unterschicht für die einzelnen Steinplatten mit einem ganz leichten Gefälle zur Vechte hin musste beachtet werden. Sodann wurden die vorher durchnummerierten Steinplatten Stück für Stück verlegt.
Bau4Die beiden Handwerker freuten sich während der Bauzeit darüber, dass sie oftmals vom Küchenteam des Klosters mit Kaffee und Kuchen und einigen Extras versorgt wurden. „In etwas mehr als zwei Wochen und teilweise bei heißem Sommerwetter“, so der Steinmetz im engagierten Gespräch, „haben mein Kollege und ich die Arbeit für das Labyrinth geschafft.“ Hosemann berichtete weiter, dass er darüber große Freude und Erleichterung empfunden hätte, in die sich auch ein bisschen Wehmut gemischt habe. „Als ich mich dann in aller Ruhe Stein für Stein und Schritt für Schritt zum Ziel bewegte, war ich ein wenig stolz und voller Zufriedenheit.“
Bei dem Gespräch überraschte Maik Hosemann mit weiteren Details: Er berichtete eher beiläufig, wie sehr er sich gefreut habe, als sein Chef Gerrit Brüna ihm und seinem Kollegen den Auftrag für das Labyrinth erteilt habe, denn „irgendwie ist das Kloster ‚meine’ Baustelle“. Jahre zuvor hatte der gelernte Steinmetz im Auftrage seines einstigen Arbeitgebers Monser über mehrere Jahre und mit Unterbrechungen am und im Kloster Frenswegen gearbeitet. Bei der Arbeit an der Gräfte und an der Brücke, die zur Westseite des Klosters führt, bei der Renovierung der Außenwände des riesigen Klostergebäudes und bei den Restaurierungsarbeiten  im Innenhof  – immer war Maik Hosemann als Steinmetz beteiligt. Bei der Renovierung der vielen Gästezimmer mußten die massiven Türlaibungen aus Sandstein versetzt werden. Auch bei dieser Arbeit war Hosemann beteiligt.
Eine besondere Herausforderung bestand in diesem Sommer darin, die am Heuerhaus (Südseite des Klosters) gelagerten Sandsteine für das Fundament der Mauer, die den Ostgarten umschließen sollte, auszuwählen und zuzuschneiden. Auch das gelang. Besonders erfreut zeigte sich der kräftige und groß gewachsene Handwerker darüber, dass er die Arbeiten am Fundament des Brunnens und an den Sandsteinblöcken der Brunnenwand durchführen musste. Das „I-Tüpfelchen“ war dann der Einbau des Spiegels auf dem Boden des Brunnenaufsatzes. So wurde der Brunnen zur Mitte und zum Ziel des gesamten Labyrinths.
Noch schwieriger sollte das Einmessen des Osttores am Ende des gesamten Gartengeländes zur Vechte hin werden. Dieses Tor steht in einer Sichtachse: Wer das Kloster an der Westseite durch den Haupteingang betritt, kann dann bei drei geöffneten Türen durch die Kreuzgänge, durch den Innenhof und durch den östlichen Gebäudeteil in den jetzt fertig gestellten Ostgarten blicken. Der Besucher erkennt den Brunnen als Ziel des Labyrinths und etliche Meter dahinter das so genannte Osttor. All das lässt jeden Klostergast staunen und zeugt zudem von besonderem handwerklichem Geschick. Es beweist einmal mehr die Harmonie dieses großen begehbaren Denkmals. Und so wird jeder Leser den Satz von Maik Hosemann verstehen: „Irgendwie ist Frenswegen auch ein wenig ‚mein’ Kloster“.

„Schaut her, ein bisschen ist das auch ‚mein’ Labyrinth.“interviewMaik Hosemann im Gespräch mit Heinz Hemmers

Hosemann bestätigte aus seiner Sicht die Aussagen von Candolini, „die Steine das Labyrinths könnten uns alle überleben“. Mit ihm, dem Erfinder und Planer, habe er sich gleich gut verstanden.
Handwerkskunst im weitesten Sinne gibt es im und am Kloster Frenswegen auf vielfältige Weise zu bestaunen, sowohl beim Blick in die Vergangenheit dieses historischen Gebäudes als auch nach den umfangreichen Renovierungsarbeiten der letzten Jahre: An der Gräfte und der Brücke vor dem Kloster (Westseite), am gesamten äußeren Klostergebäude, im Innenhof und vor allem im Inneren des gesamten Klosters. Dieses hervorragende handwerkliche Können wurde beim Erstellen des Labyrinthes und der Fertigstellung des gesamten Ostgartens einschließlich der Mauer erneut augenfällig. So steht Maik Hosemann für viele seiner Kolleginnen und Kollegen, die mit ihrer Hände Arbeit und ihrem Geschick Staunenswertes und Großartiges geschaffen haben, was  hoffentlich noch viele Generationen von Besuchern erfreuen wird.
Deshalb soll allen Handwerkern an dieser Stelle Bewunderung, Anerkennung und Dank für ihre geleistete Arbeit zuteil werden, weil das bei offiziellen Eröffnungsfeiern zu selten geschieht.
Heinz Hemmers